Gekämpft haben wir immer
Von Anfang an. Meistens mussten wir. Gegen Philister, Aramäer, Kanaaniter, Midianiter, Amalekiter, Ammoniter, Moabiter oder den König von Arad.
Über hundert Kriege und Schlachten führten wir in den wilden Zeiten der Antike siegreich. Selbst die mächtige Armee der Seleukiden konnten wir vertreiben. Seither feiern wir das wunderbare Lichterfest Chanukkah.
Samson schlägt die Besatzerarmee der Philister
Der siegreiche Makkabäer-Aufstand gegen die Seleukiden. Zeichnung von Paul Gustave Doré.
Gegen die Großmächte der Antike wie Assyrer, Babylonier und Römer hatten wir keine Chance. Vielleicht hätten wir uns besser mit der brutalen Besatzung der Römer arrangieren sollen. Haben wir aber nicht, da unsere Identität bedroht war.
Also unternahmen wir immer wieder und wieder Aufstände gegen die damals stärkste Militärmacht der Welt. Aber weil gleichzeitig die Germanen revoltierten, wollten die Römer mit der Zerstörung Jerusalems ein Exempel an uns statuieren.
Zehn lange Jahre dauerte unser Aufstand. Zwischendurch konnten wir sogar die römischen Legionen aus Jerusalem vertreiben.
David besiegte Goliath und demoralisierte das Heer der Philister. Gemälde von Vicky Prichards nach Michelangelos berühmter Statue.
Über ein Jahr stürmten die Römer gegen unsere Festung Massada an – mit einer Übermacht an Soldaten und Waffen. Schließlich holten sie die gefürchtete 10.Legion zu Hilfe mit 6.000 Legionären und 4.000 Mann Hilfstruppen. Unsere letzten Überlebenden begingen kollektiven Selbstmord, um von den Römern nicht versklavt zu werden.
„Ein ruhmvoller Tod ist besser als ein Leben im Elend“, sagte Anführer Ben Jair. Heute schwören die Rekruten in Israel bei ihrer Vereidigung:
„Massada wird nie wieder fallen.“
Ein letztes Mal bäumten wir uns gegen das übermächtige Rom auf, um unsere Freiheit wieder zu erlangen und um unsere Identität zu bewahren. Von 132 bis 135 dauerte der Aufstand unter Führung des charismatischen Bar Kochba. Seine Statue steht in Jerusalem im Israel Museum. Der Rache der Römer fielen hundertausende Bewohner zum Opfer.
Nach der Zerstreuung durch die Römer
kämpften wir für unsere neuen Heimatländer.
Nicht immer haben sie es uns gedankt. Natürlich mussten wir bei unserem Aufstieg in den Armeen die typischen Blockaden gegen Minoritäten überwinden. Trotzdem wurden fast überall Jüdische Offiziere und Soldaten für ihre Tapferkeit und Leistung ausgezeichnet und als Helden geehrt.
In China setzte Kaiser Taizu, Begründer der Song-Dynastie, im 10. Jahrhundert eine jüdische Legion ein, um Südchina zu erobern und um eine Invasion im Süden zurückzuschlagen. Die Soldaten und Offiziere erhielten zum Dank vom Kaiser Land und Siedlungsrechte in der Region Kaifeng.
Im Yemen war der kriegerische jüdische Stamm der Habbani gefürchtet. Die Habbani praktizierten eine Stockkampftechnik, nach dem althebräischen Krieger Abir Quesheht benannt. Dieser Zweikampf wird bis heute im Yemen kultiviert. Über Jahrhunderte setzten Führer in Arabien Habbani-Truppen als Leibgarde ein. Bild: Altägyptische Darstellung eines Trainings hebräischer Abir-Queshet-Kämpfer.
Kaiser Taizu. Gemälde im Nationalmuseum Taipeh.
Ägyptische Darstellungen; Habbani-Krieger, Habbani-Stockkämpfer, Habbani-Kavallerie
Alfonso VI.
Unter Alfonso VI. von Kastillien kämpften 40.000 Juden im Jahre 1086 gegen die Mauren in Spanien. Ihrem Einsatz war der Sieg in der gigantischen Schlacht bei Zalaka zu verdanken. Auch die Siege von Alfonso VIII. im 12. Jahrhundert wurden erst durch den Einsatz jüdischer Legionen möglich. An der Eroberung von Sevilla 1298 unter Alfonso X. beteiligten sich Spaniens Juden mit solcher Verve, dass der König ihnen größere Ländereien überließ und die Gründung eigener Dörfer gestattete.
Berek Joselovic. Aquarell: Juliusz Kossak.
In Polen wird Berek Joselovic bis heute als Kriegsheld und Draufgänger verehrt. 1794 im Polnisch-Russischen Krieg befehligte der jüdische Colonel ein Regiment, das ausschließlich aus jüdischen Kavalleristen bestand.
Mit seinen 500 Reitern verteidigte er Warschau erfolgreich gegen eine russische Übermacht. Für seine Tapferkeit erhielt er den Titel "Ritter des Polnischen Goldenen Kreuzes", wurde zum "Ritter der Ehrenlegion" ernannt und erhielt den Orden "Virtuti Militari."
Berek Joselovic. Aquarell: Juliusz Kossak.
Eine kriegerische Tradition pflegten auch die Bergjuden Dagestans. Sie gingen nie unbewaffnet aus dem Haus und schliefen mit ihren Waffen, um jederzeit einsatzbereit zu sein. Obwohl sie in einem islamischen Umfeld lebten, konnten sie – im Gegensatz zu anderen Minoritäten – Land erwerben. Die Behörden wagten nicht, sich mit ihnen anzulegen.
Immerhin gab es auch (hart erkämpfte) Anerkennung
Fürst von Hardenberg (Bild), dokumentierte in einem Schriftsatz vom 04.01.1815:
„Auch hat die Geschichte unseres letzten Krieges wider Frankreich bereits erwiesen, daß die Juden des Staates, der sie in seinem Schoße aufgenommen, durch treue Anhänglichkeit sich hervortun. Die jungen Männer jüdischen Glaubens sind die Waffengefährten ihrer christlichen Mitbürger gewesen, und wir haben unter ihnen Beispiele des wahren Heldenmutes und der rühmlichsten Verachtung der Kriegsgefahren.“
Wir kämpften für Griechenland
Zu den größten WK-II-Helden der griechischen Armee gehört Oberst Mardocheos Frizis, ein romaniotischer Jude, dessen Familie seit der Antike in Griechenland lebte. Im Dezember 1940 ritt er hoch zu Ross seinen Soldaten voran und weigerte sich abzusteigen, obwohl er bereits tödlich verwundet war.
Griechenlands König würdigte ihn posthum als Held in beiden Weltkriegen. Ihm zu Ehren sind 25 Straßen in ganz Griechenland nach ihm benannt. 13.000 jüdische Soldaten und Offiziere kämpften im 2.Weltkrieg für Griechenland, über 5.000 fielen für ihr Vaterland.
Für Indien
General Jacob Farj Rafael (Bild), führte im 2.Weltkrieg in Burma einen erfolgreichen Feldzug gegen die Japaner, verhalf Indiens Truppen 1965 zum Sieg über Pakistan und befreite 1971 Bangladesh. "JFR" wird in ganz Indien als Haudegen, Kriegsheld und erfolgreicher Stratege verehrt.
Im Dreißigjährigen Krieg
Kaiser Ferdinand III. überreichte den Juden als Dank für ihre tapfere Verteidigung Prags gegen die Schweden eine Ehrenfahne, die noch heute in Prag zu besichtigen ist. Als eigene "Bürgerkompanie" wurden sie zur Verteidigung der Tore eingesetzt und zum Aufbau zerborstener Außenmauern.
Weitere Auszeichnungen erhielten die jüdischen Gemeinden nach 1790 für Ihren Einsatz im Türkenkrieg.
Für Bulgarien
Im Serbisch-Bulgarischen Krieg kämpften Juden mit einer Leidenschaft für ihr Vaterland, die Prinz Alexander von Bulgarien zum Ausspruch bewegte:
„Sie kämpften wie wahre Nachkommen der heldenhaften Makkabäer.“
Für Rumänien
Tausende jüdische Freiwillige kämpften im Befreiungskrieg der Rumänen 1877 gegen die Türken. Darunter Colonel Maurice Brociner. Er wurde für seine Tapferkeit in Rumänien als Kriegsheld gefeiert. Rumäniens König Charles I. ernannte ihn zu seinem persönlichen Berater.
Für Belgien
General Louis Berneheim kommandierte im 1. Weltkrieg das 4. Infanterieregiment, später die 1. Belgische Division. König Leopold I. verlieh ihm für seinen heldenhaften Einsatz den Leopoldsorden.
Der Präsident der Vereinigten Staaten zeichnete ihn für „brillante Führung“ mit der überaus seltenen Medaille "Distinguished Service" aus. Schon schwer von einem Schrapnell verwundet, kommandierte der General die Schlacht weiter, bewundert von seinen Soldaten und Offizieren. An seiner Beerdigung nahmen König Leopold I, sein Sohn, das gesamte Kabinett und Belgiens Elite teil.
Für Portugal
Artur Carlos de Barros Basto führte im 1. Weltkrieg das Portugiesische Bataillon in die Schlacht an der flandrischen Front. Für seine Kühnheit und seinen Mut wurde er hoch dekoriert.
Statue zum Andenken an Louis Berneheim, Brüssel
Für Neuseeland
Eine Blitzkarriere in der Armee Neuseelands machte George Henry Lury. Obwohl erst 17, meldete er sich bei Ausbruch des 1.Weltkrieges freiwillig. Bereits mit 20 Jahren übernahm er kommandierende Funktionen. Für seine Tapferkeit bei der Schlacht um Galipoli und an anderen Kriegsschauplätzen wurde er mehrfach ausgezeichnet. 1918 fiel Lury im Kampf bei Bapaume.
Oder für Australien
Die australischen Einheiten an der Westfront im 1.Weltkrieg wurden vom jüdischen General Sir John Monash kommandiert.
Wir kämpften auf jedem Kontinent und manchmal schossen wir aufeinander.
So in den Napoleonischen Kriegen oder im 1. Weltkrieg. Wo wir waren, erfüllten wir als loyale Staatsbürger unsere Pflicht in den Armeen. Mit Leistungen, die oft über dem Durchschnitt lagen. Gerade die Brillanz jüdischer Offiziere führte in Europas Armeen zu Neid, vor allem bei adligen und ultrakonservativen Kreisen. Für unsere militärischen Karrieren mussten wir die früher oft "üblichen" Hindernisse und die "internen" Anfeindungen überwinden.
Wir kämpfen und helfen
Vater und Sohn in der ukrainischen Armee beim Abwehrkampf gegen die russische Invasion.
Israelische Ex-Soldaten als Freiwillige in der ukranischen Armee.