Rühmlich oder nicht:
Wir waren auch als Piraten „erfolgreich“ bzw. gefürchtet, vor allem bei spanischen Schiffen. Hintergrund: Die Inquisition. In Spanien waren Juden begabte Navigatoren, Schiffbauer und Seefahrer. Nach ihrer Vertreibung setzten sie ihre Fähigkeiten im Kampf gegen Spanien ein – oft mit Billigung und Unterstützung durch Holland und England.
Jean Lafitte, zeitgenössisches Ölgemälde, Rosenberg Library, Galveston, Texas
Der Jüdische Pirat Jean Lafitte, befehligte eine ganze Flotte und eine Armee von über eintausend jüdischen Piraten.
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1815 kämpfte er an der Seite von US General Andrew Jackson in der Schlacht um Orleans im Bundesstaat Louisiana gegen die Engländer. Dafür wurde er von Präsident James Madison begnadigt.
Ein frommer Piratenhauptmann war Samuel Pallache.
Im Auftrag des Sultans von Marokko kaperte er Ende 16. – Anfang 17. Jahrhundert spanische Schiffe. Seine Mannschaft versorgte er mit koscherer Verpflegung.
Vorbild für die Filmfigur Jack Sparrow:
Kein anderer als Jean Lafitte
Seeschlacht von Preveza. Ölgemälde
Sinan "The Great Jew" hatte einen Davistern auf seiner Piratenflagge. Im Team mit dem osmanischen Korsaren Khair ad-Din (Barbarossa) führte er einen regelrechten Seekrieg gegen Spanien. 1538 vernichtete er mit seiner jüdischen Piratenflotille eine spanisch-genuesische Armada in der Seeschlacht von Preveza.
Kein Rum am Schabbat - und keine Überfälle. Auch der jüdische Pirat Moses Henriques hielt sich eisern an seine Prinzipien. 1628 kaperte Henriques in einer tollkühnen Aktion eine ganze spanische Silberflotte. Der Überfall erfolgte in geheimer Absprache mit dem niederländischen Admiral Piet Pietersoon Hein. Am Ende seiner Piratenkarriere wurde er Partner des bekannten Piraten Henry Morgan.
Inquisition und Zwangstaufe vertrieb die Juden aus Portugal und Spanien. In England, Frankreich und in den Niederlanden durften sie siedeln. Im Kampf gegen Spanien in der Karibik stellten sie diesen Ländern ihr seemännisches Know How zur Verfügung. Jüdische Siedler, nicht wenige davon Piraten, bauten Barbados und Curacao auf und beteiligten sich am Befreiungskampf Cubas und der Dominikanischen Republik .
Piratenschiff in Port Royal. Gemälde von Sarel Theron.
Manche Schiffe jüdischer Piraten segelten unter biblischen Namen wie „Königin Esther“, „Prophet Samuel", „Schild Abrahams.“
Ein christlich-jüdisches Duo bildete die Bruderschaft der schwarzen Flagge, eines wahrlich gefürchteten Piratenbundes. Henry Drake, Sohn des berühmten Freibeuters Francis Drake und Subatol Deul, Sohn eines berühmten jüdischen Arztes, überfielen mit Vorliebe spanische Schiffe.
Jamaica - Jewmaica.
1655 eroberten die Engländer unter Admiral William Penn Jamaica von den Spaniern – mit Hilfe einer Freiwilligenarmee aus jüdischen Piraten. Bis zum 18. Jahrhundert war Jamaica die Hochburg jüdischer Piraten mit Port Royal als Zentrum.
Den jüdischen Piraten bot Jamaica ideale Bedingungen für Angriffe auf spanische und portugiesische Schiffe. Damit verbunden war die Genugtuung, sich für die Inquisition zu revanchieren, bei der viele Mitglieder ihrer Familien gefoltert, getötet oder zur Konversion gezwungen wurden.
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Und: Jamaica bot den jüdischen Piraten eine neue Heimat mit leidlich gefestigtem zivilem Leben. Anfang 18. Jahrhunderts bestand die Bevölkerung in Kingston zu 20% aus Juden.
Gemälde aus: „Jewish Pirates of the Caribbean“ von Edward Kritzler.
Grabsteine jüdischer Piraten in Kingston
Von Ferne ein Davidstern als Halsschmuck. Aus der Nähe ein Manifest: Als Juden wurden sie vom Wahn der Inquisition aus ihrer Heimat vertrieben. Als Piraten blieben sie stolze Juden.
Wappen jüdischer Piraten von Jamaica
Bürgerliches Ende der Piraten-Karrieren: Die Nachfahren der jüdischen Piraten in Jamaica wurden Ärzte, Abgeordnete, Bürgermeister und Lehrer.