Jüdische Nobelpreisträger
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Achtung. Es folgt ein sensibles Kapitel. Wer will schon als Streber gelten? Und dann gibt es diesen klassischen intellektuellen Neid. Der findet viel Futter bei den vielen jüdischen Nobelpreisträgern. Warum so viele? Schwer zu sagen. Hier erst Mal die Zahlen.
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Heute machen Juden ca. 0,2 % der Weltbevölkerung aus. 20% aller Nobelpreisträger sind Juden. Wer will, kann darüber nachdenken. Wer ein Problem damit hat, dem können wir auch nicht helfen.
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Fangen wir einfach mit einer ersten, willkürlichen, etwas „historischen“ Auswahl an, um niemanden zu überfordern. Hier also die ersten 30 von über 200 jüdischen Nobelpreisträgern. Klar – die Liste wird laufend erweitert.
Nobelpreise für Physiologie und Medizin
Paul Ehrlich
Deutschland
1854-1915
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Erhielt 1908 den Nobelpreis für seine Serumforschung.
Paul Ehrlich begründete die antimikrobielle Chemotherapie und leistete Grundlagenforschung für die heutige Krebstherapie.
Otto Fritz Meyerhof
Deutschland / USA
1884-1951
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Erhielt 1922 den Nobelpreis für seine Untersuchungen zu Stoffwechsel, Energieumwandlung und Sauerstoffverbrauch im Muskel. Otto-Fritz Meyerhof gilt als Begründer der modernen Biochemie.
1935 entzogen ihm die Nazis seine Lehrerlaubnis. 1938 drohte ihm die Deportation ins KZ. Meyerhof emigrierte in die USA und setzte seine Forschungen an der Universität Pennsylvania fort.
Otto Warburg
Deutschland
1883 - 1970
Erhielt 1931 den Nobelpreis für die Entdeckung von Natur und Funktion des Atmungsferments. Otto Warburg gründete das Kaiser-Wilhelm-Institut für Zellphysiologie. Mit seinen Forschungen zum Stoffwechsel von Tumoren leistete er entscheidende Beiträge für die Krebstherapie. Außerdem entwickelte er bildgebende Verfahren in der Tumordiagnostik.
Sir Ernst Boris Chain
Deutschland / England
1906 – 1979
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Erhielt 1945 den Nobelpreis für seine Forschung an der Wirksamkeit von Penicillin. Chain entwickelte neue Methoden und Geräte zur biochemischen Micro-Analyse und forschte erfolgreich an antibakteriellen Substanzen. Seine Arbeiten retteten Millionen Menschen das Leben. 1933 wurde er von den Nazis bedroht und emigrierte nach England. Für seine bahnbrechenden Forschungsergebnisse erhielt Chain 1956 den Verdienstorden der Italienischen Republik. 1969 wurde er in England zum Ritter geschlagen.
F. Albert Lipmann
Deutschland / USA
1899 - 1986
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Erhielt 1953 gemeinsam mit Hans-Adolf Krebs den Nobelpreis für seine Forschungen zu Stoffwechselprozessen in Zellen und für die Entdeckung des Coenzyms A. 1939 musste Lipmann vor den Nazis flüchten und emigrierte in die USA, wo er seine Studien fortsetzte.
Sir Hans-Adolf Krebs
Deutschland / England
1900 – 1981
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Erhielt 1953 gemeinsam mit Albert Lipmann den Nobelpreis für seine Forschungen zu Stoffwechselprozessen in Zellen. Außerdem entdeckte er den Cytrat Cyclus. 1933 verboten ihm die Nazis die weitere Berufsausübung. Hans-Adolf Krebs gelang die Flucht nach Großbritannien. Dort lehrte er als Professor für Biochemie, unter anderem in Cambridge und bildete eine Reihe später bekannt gewordener Biochemiker aus. Hans Adolf Krebs gilt als Wegbereiter für die moderne biochemische Forschung und menschliche Physiologie. Königin Elisabeth II. adelte ihn 1958 für seine Verdienste um die britische Forschung zum Knight Commander of the Order of the British Empire.
Konrad Bloch
Deutschland / USA
1912 – 2000
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Erhielt 1964 den Nobelpreis für seine Erkenntnisse zur Regulierung des Cholesterin- und Fettsäure-Stoffwechsels. Damit schuf er die Grundlagen zur Therapie von Kreislauferkrankungen. 1936 wurde Konrad Bloch von den Nazis gezwungen, seine Arbeiten aufzugeben, konnte sich jedoch in die Schweiz retten und danach in die USA emigrieren.
Bernard Katz
Deutschland / Großbritannien
1911 – 2003
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Erhielt 1970 den Nobelpreis für seine Arbeiten an der synaptischen Informationsübertragung. Katz entdeckte Acetylcholin als Botenstoff bei kognitiven Prozessen und entwickelte grundlegende Ansätze zur medikamentösen Behandlung von Alzheimer. 1935 musste Katz vor den Nazis fliehen. Im Zweiten Weltkrieg diente er bei der Royal Australian Air Force. 1969 wurde er in London für seine Verdienste zum Ritter geschlagen.
Otto Loewy
Deutschland / USA
1873 – 1961
Erhielt 1936 den Nobelpreis für seine Entdeckungen von chemischen Übertragungen der Nervenimpulse. Als Erstem gelang ihm die Beschreibung der Funktionen von Neurotransmittern. Otto Loewy ist der Durchbruch bei der Behandlung von Lähmungen zu verdanken. 1938 wurde er von den Nazis verhaftet, die sein Preisgeld beschlagnahmten. 1940 gelang Loewy die Flucht in die USA. Dort lehrte er als Professor für Pharmakologie.
Nobelpreise für Physik
Albert Einstein
Deutschland / USA
1879- 1955
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Erhielt 1921 den Nobelpreis für die Formulierung des photo-elektrischen Effekts, entwickelte die allgemeine und die spezielle Relativitätstheorie, revolutionierte die klassische Physik, stellte die Lichtquantenhypothese auf, schuf die Grundlagen für Laser, Transistoren, Quantenphysik und Solarzellen und gilt als unerreichbares Genie.
1933 ließ Nazi-Propagandaminister Goebbels Einsteins Schriften öffentlich verbrennen. Für die Ermordung Einsteins versprachen die Nazis 5.000 Reichsmark. Einstein gelang die Flucht in die USA. Dort hatte er entscheidenden Anteil an der wissenschaftlich-technologischen Entwicklung Amerikas.
Gustav Hertz
Deutschland
1887 - 1975
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Erhielt 1925 zusammen mit James Franck den Nobelpreis für ihre gemeinsamen Forschungen und Entdeckungen bei Elektronenstoß-Versuchen. Seine Arbeiten schufen ein fundamentales Verständnis der Quantenphysik und erlaubten die Entwicklung von Halogen-Metalldampflampen, die für Straßenbeleuchtung, öffentliche Gebäude und Denkmäler eingesetzt werden.
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Im 1. Weltkrieg diente Hertz als Offizier in der Reichswehr und wurde an der russischen Front schwer verwundet. 1935 entzogen ihm die Nazis die Lehrerlaubnis. Nach dem Krieg übernahm er den Lehrstuhl für Experimentalphysik an der Universität Leipzig und leitete das Physikalische Institut.
James Franck
Deutschland / USA
1882 – 1964
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Erhielt 1925 gemeinsam mit Gustav Hertz den Nobelpreis für ihre Forschungen und Entdeckungen bei Elektronenstoß-Versuchen1933: Bei Ausbruch des 1. Weltkriegs meldete sich James Franck zur Reichswehr, diente als Leutnant an der Westfront, wurde mit dem Eisernen Kreuz Erster Klasse und dem Orden Hanseatisches Kreuz ausgezeichnet.
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Nach Hitlers Machtergreifung wurde er gezwungen, seine Ämter und seine Lehrtätigkeit aufzugeben. Franck emigrierte in die USA und wurde Professor an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore. Für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Photosynthese erhielt Franck zahlreiche internationale Auszeichnungen.
Otto Stern
Deutschland / USA
1888 – 1969
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Erhielt 1943 den Nobelpreis für die Entwicklung der Molekularstrahl-Methode und Entdeckung des magnetischen Moments des Protons.
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Im 1. Weltkrieg meldete er sich freiwillig zur Reichswehr und diente an der russischen Front.
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Als Hitler an die Macht kam, emigrierte Otto Stern in die USA und lehrte als Forschungsprofessor der Physik am Carnegie Institute of Technology.
Max Born
Deutschland / England
1882 - 1970
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Erhielt 1954 den Nobelpreis für seine Forschungen an der statistischen Wellenfunktion. Damit leitete er einen grundlegenden Beitrag zum Verständnis der Quantenmechanik. Born entwickelte die sogenannte Streutheorie für elektromagnetische Wellen. Max Born bildete unter seinen Studenten zahlreicher Koryphäen auf dem Gebiet der theoretischen Physik aus.
Im ersten Weltkrieg diente er als Funker bei der Reichswehr. 1933 entzogen ihm die Nazis die Lehrerlaubnis. Born emigrierte nach England und kehrte erst 1953 nach Deutschland zurück. Seine Arbeiten wurden mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, darunter das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband.
Hans Bethe
Deutschland / USA
1906 – 2005
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Erhielt 1967 den Nobelpreis für seine Erkenntnisse zur Energieumwandlung in Neutronensternen. Als bahnbrechend galten seine Theorien der Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium in der Sonne und massereichen Sternen.
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1935 flüchtete Bethe vor den Nazis in die USA. Dort stieg er rasch zu einem der wichtigsten Wissenschaftler auf und wurde Berater mehrerer Regierungen.
Arno Penzias
Deutschland / USA
* 1933
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Erhielt 1978 den Nobelpreis für die Entdeckung der kosmischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung. 1939 wurde Arno Penzias mit einem Kindertransport vor dem Zugriff der Nazis gerettet. In den USA forschte er an Messungen im Mikrowellenbereich. Seine Arbeiten schufen wichtige Grundlagen für die physikalische Kosmologie und die Urknall-Theorie.
Jack Steinberger
Deutschland / USA
1921-2020
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Erhielt 1988 zusammen mit Leon Max Ledermann und Melvin Schwarz den Nobelpreis für die Entdeckung von Neutrinos. 1934 wurde er mit einem Kindertransport in die USA gebracht. Er lehrte an verschiedenen Hochschulen in den USA und forschte am CERN-Projekt in Genf.
Leon Max Ledermann
USA
1922-2018
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Erhielt 1988 zusammen mit Jack Steinberger und Melvin Schwarz den Nobelpreis für die Entdeckung von Neutrinos.
Melvin Schwartz
USA
1932 – 2006
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Erhielt 1988 zusammen mit Jack Steinberger und Leon Max Ledermann den Nobelpreis für die Entdeckung von Neutrinos.
Rainer Weiss
Deutschland / USA
*1932
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Erhielt 2017 den Nobelpreis für seine Forschungen zu Gravitationswellen. In Deutschland geboren, gelang seinen Eltern 1938 die Flucht vor den Nazis nach Amerika. Zu seinen Verdiensten gehört die Entwicklungsarbeit an Atomuhren, seine Pionierleistungen bei der Messung des Kosmischen Mikrowellenhintergrunds und bei der Entwicklung der Laserinterferometer für Gravitationswellendetektoren.
Barry Barish
USA
*1936
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Erhielt 2017 zusammen mit Rainer Weiss den Nobelpreis für seine Forschungen zu Gravitationswellen. Barry Barish gilt als Pionier der Astroteilchen Physik. Bahnbrechend auch seine Entdeckungen der Fusion von „Schwarzen Löchern.“
Nobelpreise für Chemie
Adolph von Baeyer
Deutschland
1835-1917
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Erhielt 1905 den Nobelpreis für seine Forschungen zur organischen Chemie. Seine Arbeiten über organische Farbstoffe und hydro-aromatische Verbindungen bewirkten einen Durchbruch für die chemische Industrie. Von Baeyer sind industrielle Syntheseverfahren zu verdanken, die industrielle Produktion für Indigo (BASF) und damit die Einfärbung von Blue Jeans.
Otto Wallach
Deutschland
1847 - 1931
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Erhielt 1910 den Nobelpreis für seine Arbeiten auf dem Gebiet der alizyklischen Verbindungen. Von übergreifender Bedeutung war seine Forschung zu ätherischen Pflanzenölen. Außerdem gelang ihm erstmals die Klassifizierung von Farb- und Duftstoffen. Auf seinen Arbeiten basiert bei der Reifenherstellung die Haftvermittlung zwischen Gewebeeinlagen.
Richard Willstätter
Deutschland / Schweiz
1872 - 1942
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Erhielt 1915 den Nobelpreis für seine Forschungen zu Chlorophyll und Antocyanidine. Richard Willstätter war einer der herausragenden Pioniere der organischen Chemie und der Untersuchung der Fotosynthese. Bedeutend auch seine Forschungen zur Schmerzbekämpfung. 1939 gelang ihm in letzter Minute die Flucht in die Schweiz. Die Nazis beschlagnahmten seinen Gesamtbesitz, darunter seine Forschungsarbeiten.
Fritz Jacob Haber
Deutschland / England
1868 – 1934
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Erhielt 1918 den Nobelpreis für die Synthese von Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff. Dadurch ermöglichte er die Produktion von Stickstoffdünger, der unverzichtbar ist für die Ernährung der Menschheit. Der geniale Forscher leitete 22 Jahre das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin, forschte über Thermochemie, Organische Chemie, Elektrochemie, Technische Chemie und entwickelte ein System zur quantitativen Ermittlung der Gitterenergie in Kristallen. Nach Hitlers Machtergreifung 1933 und antisemitischer Drangsalierung emigrierte Fritz Jacob Haber nach England.
John C. Polanyi
Deutschland / Kanada
* 1929
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Erhielt 1986 den Nobelpreis für seine Forschungen zur Dynamik chemischer Elementarprozesse. Polanyi gewann grundlegende Erkenntnisse beim Einsatz gekreuzter Molekularstrahlen zur Beobachtung chemischer Reaktionsprozesse und experimentierte erfolgreich mit der Computer-Simulation chemischer Reaktionen.
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1933 wurde seine Familie zur Flucht gezwungen. In Kanada konnte Polanyi seine Arbeit entwickeln, für die er zahlreiche internationale Auszeichnungen erhielt, darunter die Royal Medal der Royal Society , Centenary Medal der British Chemical Society, den Wolf-Preis in Chemie, die Marlow Medaille der Faraday Society und die Helmholtz-Medaille der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Sir Harold Kroto
England
1939-2016
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Erhielt 1996 den Nobelpreis für die Entdeckung von Fulleren–Kohlenstoff in Form von kugelförmigen Molekülen. Mit seinen Forschungen schuf er die Grundlagen für die Entwicklung von Katalysatoren, Schmiermitteln, Supraleitern und biologischen Solarzellen.
Krotos Eltern stammten aus Berlin und flüchteten 1937 vor den Nazis nach England. Zu seinen Verdiensten gehört die Mitwirkung an mehr als 100 wissenschaftlichen Filmen, von denen mehr als 50 von der BBC ausgestrahlt wurden. 1996 wurde er von Königin Elisabeth II. in den Adelsstand erhoben.
Nobelpreise für Literatur
Paul Johann Ludwig von Heyse
Deutschland
1830 - 1914
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Erhielt 1910 als erster deutscher Autor den Nobelpreis für Literatur. Sein gewaltiges Gesamtwerk umfasst 180 Novellen, acht Romane und 68 Dramen. Noch zu Lebzeiten galt Heyse als „Dichterfürst.“ Sein berühmtes Helden-Drama „Kolberg“ wurde von den Nazis entstellt zu Propagandazwecken verfilmt, ohne Heyse als Autor zu erwähnen.
Nelly Sachs
Deutschland / Schweden
1891 – 1970
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Erhielt 1966 zusammen mit Samuel Agnon den Nobelpreis: für Ihre lyrischen und dramatischen Werke. Dazu gehörten der Gedichtband Und niemand weiß weiter und das Mysterienspiel Eli.
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Nellys Geliebter wurde von den Nazis zu Tode gefoltert. Ihr gelang 1940 mit Hilfe von Freunden in letzter Minute die Flucht nach Schweden.
Samuel Agnon
Österreich / Israel
1888 - 1970
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Erhielt 1966 zusammen mit Nelly Sachs den Nobelpreis „für seine tiefgründige charakteristische Erzählkunst.“ Aufgewachsen in der KuK Monarchie ging seine Familie bereits 1908 nach Palästina. In Jerusalem wurde seine umfangreiche Bibliothek 1929 durch einen arabischen Mob geplündert, was ihn zutiefst erschütterte. Agnon war der erste Israeli, der einen Nobelpreis erhielt.
Das Kapitel „Jüdische Nobelpreisträger“ wird
monatlich in großen Schritten fortgesetzt.